Braunkehlchen

Das Braunkehlchen ist Vogel des Jahres 2023, aber wer kennt das Brauchkehlchen noch oder wer hat überhaupt schon einmal eines gesehen? Mit ganz viel Glück kann man im Frühjahr noch ein Braunkehlchen in Kraichtal entdecken, aber dazu braucht man wirklich sehr viel Glück und ein scharfes und geübtes Auge, weil sie inzwischen stark gefährdet sind. Wer eines dieser seltenen kleinen Vögelchen entdeckt, kann sich also glücklich schätzen. Bei uns in Kraichtal sind die seltenen Vögel gelegentlich in Weinbergen, Feuchtwiesen oder Rapsfeldern anzutreffen. Nach einem ca. 5000 km langen Flug, kehrt das Braunkehlchen Anfang bis Mitte April aus seinem Winterquartier im subtropischen Afrika, in sein europäisches Brutgebiet zurück. Es baut sein Nest in der Regel am Boden, Ende April bis Anfang Juli erfolgt die Eiablage.

 

Braunkehlchen besiedeln offene Landschaften. Wiesen und Gräben, kleine Brachflächen, Raine und Riedwiesen sind sein Lebensraum. Zum Brutbiotop gehört außerdem eine vielfältige Krautschicht zur Nahrungssuche, vor allem aber müssen höhere Einzelstrukturen (z.B. einzelne Bäume oder Pfähle) als Sitzwarten vorhanden sein. Als Folge mehrmaliger Grasschnitte und intensiver Grünlanddüngung weicht das Braunkehlchen zunehmend auf feuchte bis nasse Standorte, Heiden und Moore aus.  Leider ist das Brauchkehlchen in ganz Mitteleuropa selten geworden. Der Bestand in Deutschland bewegt sich nur noch zwischen 20.000 und 35.000 Paaren. In Deutschland gilt es als stark gefährdet. In Baden-Württemberg gibt es nur noch ca. 200 bis 300 Brutpaare.

 

Die Gefährdung des Braunkehlchens ist in erster Linie durch Vernichtung oder zumindest erhebliche Beeinträchtigung seines Lebensraumes zu erklären. Ehemals nur extensiv genutzte Grünlandbereiche, artenreiche Streuwiesen, sowie Heide- und Moorgebiete wurden in monotone Grassaaten, Ackerland oder Nadelwälder umgewandelt. Mit Hilfe intensiver Düngung werden Wiesen frühzeitig und mehrmals pro Jahr gemäht. Großflächig ausgebrachte Insektiziden und Herbizide vermindern gleichzeitig die für das Braunkehlchen essentielle Nahrungsbasis. 

 

Hilfe für das Braunkehlchen können Feuchtwiesen-Schutzprogramme auf großen zusammenhängenden Wiesenflächen bieten. Strukturbereicherungen, wie etwa das Belassen von Altgrassteifen mit drei- bis vierjährigem Mahd-Rhythmus, tragen ebenfalls zur Erhaltung einer abwechslungsreichen Wiesenlandschaft bei. Wiedervernässung und eine extensivere Grünlandnutzung, die Reduktion von Düngemitteln und Bioziden, sowie vor allem die Anpassung von Mahd-Terminen an die Brutbiologie des Braunkehlchens (Mahd erst ab Mitte Juli), sind weitere geeignete und wirksame Schutzmaßahmen.